Der Weiterverkauf gebrauchter Windenergieanlagen ist wichtiger Baustein in der Wertschöpfungskette.
Windenergieanlagen sind, wie alle technischen Anlagen, für eine begrenzte Lebensdauer konzipiert. Diese sogenannte Entwurfslebensdauer beträgt bei einer Windkraftanlage 20 Jahre und definiert den Zeitrahmen des sicheren Betriebs nach Inbetriebnahme. Danach erfolgt entweder eine gründliche
Aufarbeitung, bei der viele Kernkomponenten ersetzt werden, oder die Demontage der Anlage. Aufgrund der rasanten Entwicklung der Technologie in den letzten Jahren sowie gesunkener Stromgestehungskosten, ist es in vielen Fällen jedoch rentabel, bereits vor Ablauf der technischen Lebensdauer
ältere, kleine Anlagen durch neue, größere zu ersetzen. Beim sogenannten Repowering werden Windenergieanlagen der ersten Generationen durch moderne Turbinen ersetzt. Dies bietet Vorteile auf vielen Ebenen. So kann bei einer Verringerung der Anlagenzahl und gleichzeitiger Erhöhung der
Leistung durch effizientere Nutzung des Windangebotes eine enorme Ertragssteigerung erreicht werden. Ein weiterer Nebeneffekt beim Repowering ist die Überplanung alter Standorte, um vorhandene Schwierigkeiten durch die Nähe zu Wohngebieten oder im Zusammenhang mit dem Naturschutz auf-
zulösen.
Und damit hierzulande keine ausgedienten „Spargel“ in der Landschaft stehen bleiben, hat der Gesetzgeber die Erteilung einer Betriebsgenehmigung an die Verpflichtung der Betreiber zum Rückbau der Anlage bei Stilllegung gekoppelt. Ähnlich wie für Gebrauchtfahrzeuge existiert daher für gebrauchte Windräder ein florierender Zweitmarkt. „International im Fokus sind Altanlagen, die nach 15 bis 18 Jahren Laufzeit in einem hervorragenden, da stetig gewarteten Zustand sind. Diese exportieren wir im Ganzen dorthin, wo eine Nachfrage besteht. Das sind derzeit Länder wie Bulgarien, Weißrussland
oder Italien. Unser liebstes Geschäft ist es, die Anlage abzubauen, dem Logistiker des Erwerbers zu übergeben und bei dessen Abfahrt zu winken“, erklärt Dirk Nielsen, Inhaber der Wind Nielsen GmbH.
Das in Süderlügum auf einem ehemaligen Bundeswehrgelände ansässige Unternehmen ist der führende Anbieter von Repowering in Deutschland und bietet seinen Kunden herstellerunabhängig sowohl gebrauchte Windräder als auch Ersatzteile an. Das Trendgeschäft unterliegt Schwankungen und
bedarf eines ausgezeichneten Netzwerkes. „Je nach politischer Ausrichtung und Gesetzgebung zieht die Nachfrage in einem Land an oder lässt nach. Man muss schon risikobereit sein. Aktuell haben wir einen Windpark mit 40 Anlagen in Norderwöhrden, der Wiege der deutschen Energiewende, gekauft.
Insgesamt haben wir inzwischen über 2.200 Windräder abgebaut“, so der findige Geschäftsmann, der die Herausforderung liebt und das persönliche Wort schätzt.
Nielsen, der bereits seit dem Jahr 1994 in der Windbranche tätig ist, übernimmt neben dem Ersatzteilverkauf außerdem die Entsorgung und Verschrottung von Windmühlen. Mindestens 90 Prozent der Materialien werden recycelt. Vom Betonfundament, über den Stahl aus Fundament, Turm und Ro-
tornabe, die Betriebs- und Schmierstoffe bis hin zu den Rotorblättern und Gondeln. Insbesondere Rotorblätter, die bei Altanlagen meist aus Glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) bestehen, können heutzutage der vollständigen Verwertung zugeführt werden. Norddeutschlands größter Baustoffhersteller, die Holcim AG, sorgt zum Beispiel mit seinem Tochterunternehmen Geocycle für eine nachhaltige Nutzung der „Flügel“: Im Zementwerk Lägerdorf werden diese zur Herstellung von Zementklinker verwendet.
Der weltweit größte Online Marktplatz der Windbranche, auf dem Käufer und Verkäufer auf direktem Weg zueinanderfinden, wird von dem Gelnhausener Unternehmen wind-turbine.com GmbH betrieben. Geschäftsführer Bernd Weidmann, Spezialist in Sachen Online Marketing und Vertrieb sowie Such-
maschinenoptimierung, hat das Reaktorunglück in Fukushima auf die Idee gebracht, einen Internet-Marktplatz zu etablieren. Auf www.wind-turbine.com werden Windmühlen, Dienstleistungen und technisches Zubehör angeboten. Hier kann man sich leicht einen Überblick über den aktuellen Markt verschaffen, Angebote zu diversen Teilen, kompletten Anlagen verschiedener Hersteller oder damit verknüpften Dienstleistungen einsehen – eine Kleinanzeige fürs Windgeschäft sozusagen. Weidmann referiert dazu auf der „HUSUM Wind“ (14.09., 16:30-17:30 Uhr) und zeigt Interessierten aus der Windbranche die Potentiale des Online Marketings auf.
Foto: Messe Husum & Congress / Bossert